27
Mai
2022
56

Verkuppelt! Story Nr. 1

Schafwolle, Bio-Kalbfleisch und einen Sozialeinsatz im Wald: All diese Projekte habe ich in den letzten Wochen verkuppelt. Was nach einem ausgefeilten Plan klingt, war alles reiner (glücklicher) Zufall. Beginnen wir mal mit den Schafen.

Kuppelstory 1: Schafwolle aus Scheid mitten in Rappi

Für eine Reportage war ich unlängst mit der Fotografin Manuela Matt unterwegs. Sie war kurzfristig eingesprungen für meinen sehr geschätzten Reportage-Kollegen Jiří Vurma. So viel zu den Hintergründen. Jedenfalls sprach mich Manuela auf der gemeinsamen Autofahrt auf meine Bergwärts-Website an. Sie erkundigte sich nach Maria’s Tieren und schien nur so auf das Stichwort „Schafe“ zu warten. „Was macht sie mit der Wolle?“, erkundigte sie sich, sobald ich das Sch-Wort ausgesprochen hatte.

„Was macht sie mit der Wolle?“

Als lernfähige Stallgehilfin im ersten Lehrjahr konnte ich ihr mit stolz erhobener Brust bereits Auskunft geben. Allerdings eine eher etwas deprimierende. Wegen der vielen (billigen) Kunstfasern der Textilindustrie ist die Nachfrage nach Schafwolle massiv zurückgegangen. Mittlerweile muss Maria froh sein, wenn sie ein paar Rappen für die Wolle bekommt. Einen Teil der Wolle behält sie selber. Schafwolle ist ein hervorragendes Isolationsmaterial. Den Rest bringt sie in der Regel zu einer Verwertungsstelle. Sie muss den Scherer bezahlen, die Wolle reinigen und ins Tal fahren. Für sie ein Nullsummenspiel oder gar ein Verlustgeschäft.

Clevere Gärtner*innen schwören auf Schafwolle

„Wir suchen verzweifelt nach Schafwolle für unseren Stadtgarten“ – sprudelte es aus Manuela heraus. Meine erhobenen Augenbrauen standen symbolisch für ein „Hä?“ und entlockten Manuela Erklärungen. Beim Urban-Gardening-Projekt mitten in der Stadt Rapperswil kommt die Schafwolle als Unterlage auf den Asphaltboden. Die Wolle speichert das Regenwasser und gibt wichtige Nährstoffe ab. So cool, dachte ich mir und sagte es auch. Ich versprach, Manuela sofort zu schreiben, wenn der Schafscherer zu Maria kommt. Zufall Nr. 2: Am Abend kündigte der bekannte Ton eine Whatsapp-Nachricht an. Maria schrieb, dass sich der Scherer für den kommenden Tag angemeldet hatte. Echt wahr. Natürlich liess ich alles stehen und liegen, sagte zu mir „Schaf wohl“ und fuhr am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe ins Domleschg, um dieses Ereignis festzuhalten:

Und so kam es, dass ich kurze Zeit später mit 6 prall gefüllten Säcken Scheidner Schafwolle ins Unterland fuhr. Abgesehen davon, dass sich der Schafstallduft während gut zwei Tagen in meinem Auto breit machte und mein Heimweh verstärkte (ja, ja, schon gut, ich will die Heidi-Sprüche nicht mehr hören), erfüllte mich die Aktion mit Freude. Alle Beteiligten hatten profitiert – auch die Schafe.

Nach dem Coiffeur durften sie nämlich raus auf die Weide. Das wissen die älteren Schafe und lassen die Prozedur deshalb mit stoischer Ruhe über sich ergehen, während die Lämmer ängstlich blöcken. Naja, es gibt bekanntlich für alles ein erstes Mal. Im nächsten Jahr werden sich auch die Kleinen auf den Coiffeur bzw. auf das Danach freuen:

Hier geht’s zur Website: Zeughausgarten Rapperswil

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