4
Feb
2022
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So ein Mist!

Irgendeinmal musste es ja passieren. Insgeheim hoffte ich zwar, dass ich darum herumkomme. Deshalb bin ich beim Ausmisten immer besonders aufmerksam. Die Kühe befördern ihre Ausscheidungen idealerweise treffsicher direkt in den Längsgraben unterhalb ihres Liegeplatzes (siehe Bild). Dafür müssen sie einen oder zwei Schritte rückwärts machen. Ich staune immer wieder, wie gut das bei den meisten klappt. Plumpst dann doch einmal etwas auf den Liegeplatz, muss ich die Daische so schnell wie möglich in den Graben schaben. Verblüffenderweise erleichtern mir die Kühe dafür mit einem eleganten Seitenschritt die Arbeit. Als ob sie hinten Augen hätten. Wahnsinn. Natürlich bedanke ich mich dafür jeweils entsprechend höflich bei den Ladies (wahrscheinlich verstehen sie mich nicht. Maria spricht ja Rätoromanisch mit ihnen. Aber es geht um die Geste).

Beim Ausmisten lade ich die (stattliche Menge*) Daische samt dem von der Flüssigkeit vollgesogenen Stroh auf die Mistgabel, hieve das ganze Paket in die Schubkarre, fahre die vollbeladene Schubkarre nach draussen und entlade sie auf dem Misthaufen. Dieser Vorgang wiederholt sich ein paar Male. Nun ist es so, dass man zum Aufladen des Mists am besten direkt in den Graben steht und sich so langsam, aber stetig voranarbeitet. Will heissen: Ich  bewege mich stets den Hinterteilen der Kühe entlang. Also muss ich immer auf der Hut sein, ob sich das eine oder andere Tier in dem Moment entleeren muss, in dem ich hinter ihm beschäftigt bin. Inzwischen ahnst du wahrscheinlich, worauf die Story hinausläuft …

Die Anzeichen sind klar: Sobald eine Kuh ihren Schwanz in die Höhe hebt, heisst es: Rette sich, wer kann. Nun ist es so, dass einige Kühe weiterhin friedlich auf ihrem Liegeplatz chillen, währenddem ich mich mit ihren Ausscheidungen abschufte (siehe Bild). Damit hätte ich ja noch kein Problem. Meist ragen aber dann ihre Allerwertesten über den Graben hinaus, so dass ich den Mist mühselig unter ihren Popo’s hervorgraben muss. Auch damit könnte ich mich noch abfinden.

Gestern allerdings hatte ich mich eben sorgfältig an einem Hinterteil vorbeigearbeitet, als ich plötzlich ein wohlig-warmes-weiches Gefühl am linken Bein verspürte. Physikalischen Gesetzen folgend lief der Brei meiner Stallhose entlang direkt in meinen Stiefel. Kreisch. Hatte sich doch die Dame erdreist, sich ausgerechnet in jenem Moment liegend zu erleichtern, in dem ich mich hinter ihr zu schaffen gemacht hatte. Sch ….! Nun ist es also auch mir passiert. Shit happens.

* Eine durchschnittliche Kuh scheidet jährlich rund 17 Tonnen Gülle sowie 5 Tonnen Mist aus. Krass.

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