30
Jan
2022
64

Jacky Oh

Darf ich vorstellen: Das ist Jacky, eine der aktuell zwei Katzen auf Marias Hof. Am Ende dieses Blogbeitrags erfährst du etwas über Jacky, das dich aus den Socken hauen wird. Gehörst du zu jenen, die jetzt ans Ende des Beitrags scrollen? Dann wirst du vermutlich auch bei einem Buch das Ende zuerst lesen. Und was sagt das über dich aus? Ganz einfach: Du hast dich nicht im Griff. Deine Neugierde ist stärker als dein Bedürfnis,  langsam aufs grosse Finale zuzusteuern.

Dieses psychologische Intro hat dich am Scrollen gehindert. Gut so. Zurück zu Jacky. Jackys Reich ist der Hof, der Milchkühe-Stall, der Freilaufstall, die Weide. Ihre schwarzhaarige Artgenossin, deren Namen mir entfallen ist, hält sich praktisch ausschliesslich im Heustock auf. Sie bekomme ich selten zu Gesicht. Wenn doch, beklagt sie sich laut miauend. Worüber? Keine Ahnung. Vielleicht erwischt sie auf dem Heustock zu wenig Mäuse oder die kleinen Nager schmecken ihr nicht. Die Schwarze ist etwas zickig. Eine Jammerkatze (zum Glück kann sie diesen Blog nicht lesen). Jacky ist da ganz anders. Sobald ich draussen irgendetwas arbeite, leistet sie mir Gesellschaft. Dann schleicht sie um meine Beine, schmiegt sich an meine Stiefel und begleitet mich, wohin ich auch immer gehe.

Wenn ich das Brunstverhalten der Kühe beobachte (Blog: Yeah, Ausgang), sitzt Jacky neben mir. Wenn ich den Freilauf von den Daischen (Kuhfladen) befreie, täppelt Jacky an meiner Seite mit. Apropos «Freilauf von Kuhfladen» befreien: Diesen Job in der zweiten Morgenschicht mag ich ziemlich gerne – ausser, wenn die Daische gefroren ist. Die Kuhfladen muss ich (idealerweise mit einem eleganten Schwung) auf die Schaufel aufladen und zum Miststock fugen. Im Winter sind die Haufen häufig gefroren, was nicht immer auf den ersten Blick erkennbar ist. So kommt es vor, dass ich die Schaufel ansetze, aushole, um die Beute aufzuladen, und abrupt mitten in der Bewegung gestoppt werde, weil der Fladen hart wie Stein und am Boden festgefroren ist. Shit happens.

Jacky ist eine Stiefel-Fetischistin. Ja, echt wahr. In jeder passenden und unpassenden Situation streicht sie um meine Stiefel herum, schmiegt sich daran und lässt sich fast nicht abwimmeln. Übrigens trage ich keine normalen Gummistiefel, falls du das gedacht hast (typisch Unterländer*innen!). Ich trage Stiefel mit Stahlkappen. Warum? Wenn eines der freilaufenden Kälber auf meinen Fuss stehen würde, hätte dieser vermutlich die Konsistenz von Daische. Aber zurück zu Jacky: Irgendwann werde ich sie auf eine harte Probe stellen und statt der Stiefel meine Wanderschuhe anziehen. Da wird sie Katzenaugen machen. Etwa so grosse wie du jetzt, wenn ich dir Jacky’s Alter verrate. (Du merkst, wir kommen langsam, aber sicher zum angekündigten Finale.) Ernsthaft: Jacky ist unglaubliche 23 Jahre alt, also in Katzenjahren gerechnet eine Greisin. Unfassbar, nicht wahr? Wäre sie ein Mensch, müsste sie wahrscheinlich in der Glückspost ihr Geheimnis für ewige Jugend verraten. Die Bergluft scheint ein Jungbrunnen zu sein. Ob das auch auf Zweibeiner zutrifft? Ich halte dich auf dem Laufenden, versprochen.

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