1
Okt
2022
46

Alpabzug

Heute war meine professionelle Hilfe beim Alpabzug gefordert. Hm. Du stutzt? Okay, okay, ich geb’s zu. Das war jetzt ein bisschen geschummelt. Die Wahrheit ist: Ich habe mich regelrecht aufgedrängt. Wieder eine neue Kompetenz, mit der ich mein Rüstzeug als Hobby-Bauernhelferin erweitern kann. Also fuhren wir um 09.00 Uhr zu jener Stelle, wo wir die Kühe, Rinder und Kälber in Empfang nehmen und in die bereitstehenden Tiertransporter bugsieren würden. Mehrere Bauern waren schon da, denn die Tiere verbringen ja den Sommer alle zusammen auf der Alp.

Keines darf abhauen!
Meine erste Aufgabe bestand darin, mit Johann den „Zielraum“ einzuzaunen. Die von der Alp heruntergetriebenen Tiere würden sich dann hier versammeln, damit die Bauern ihr Veh aussortieren können. Ausnahmsweise war das Zaunen schnell erledigt. Das hat einerseits mit meiner zwischenzeitlichen Routine zu tun (☺️) und andererseits mit der beschränkten Grösse des einzuzaunenden Stück Landes. Dann musste ich einen Stock schnappen und mich am Rand der Bergstrasse positionieren. Um 08.00 Uhr waren ein paar Bauern mit den Tieren von der Alp oben losmarschiert und bald würde die Herde angerannt kommen. Dann galt es, die Tiere durch den Eingang zum Besammlungsplatz zu weisen. Soweit alles klar. Nur: Falls eines der Tiere Lust verspüren sollte, vom geplanten Weg abzuweichen, müsste ich es zurücktreiben. Oooookay, dachte ich mir und sah mich vor meinem geistigen Auge schon über Stock und Stein einem übermütigen Kälbchen hinterherhetzen. Möglichkeiten zur Flucht hätte es hier jedenfalls massenweise:

Was für ein Spektakel
Betont locker positionierte ich mich und liess mich auch nicht von den Spässchen der Bauern aus der Ruhe bringen. Trotzdem stieg meine Anspannung dezent (räusper), als das immer lauter werdende Bimbeln der Kuhglocken und das laute Muhen in allen Tonlagen die Ankunft der Herde ankündigte. Und schon kamen sie um die Kurve geschossen – ein eindrückliches Spektakel. Tatsächlich kam mein Stock zum Einsatz, um dem einen oder anderen vierbeinigen Strolch den Weg zu zeigen. Mit vereinten Kräften war schliesslich die ganze Herde versammelt, der Zaun geschlossen und das Sortieren konnte starten. Die Tiere wurden auf verschiedene Transporter verladen und zu ihren Weideplätzen gefahren. Alles ging überraschend schnell und schon hiess es wieder abzaunen.

Luna erinnert mich an Lumpi 😢
Anschliessend fuhren wir flugs zu Marias Weide, um dort beim Ausladen zu helfen. Nun konnte ich prüfen, welche Tiere ich nach der langen Sommerpause wiedererkenne. Krass, wie die Kälbchen gewachsen waren. Luna begrüsste ich mit Namen und zwinkerte ihr liebevoll zu. Sicher weisst du weshalb, nicht wahr? Richtig, sie ist das Mami von Lumpi, meiner ersten Stall-Liebe. Und nein, ich habe inzwischen keines der Kälber so innig ins Herz geschlossen wie ihn. Und ja, ich vermisse ihn schon. Sehr. Er war ja so ein lieber, süsser, treuer, hübscher, lustiger, charmanter. Er hat mich ständig gestupst, sagst du? Mir die Hörner in die Oberschenkel gerammt? Ach ja schon. Ein bisschen, aber sooo schlimm war das nun auch wieder nicht. 😇 Hm. Ja, ich schweife ab. Wir vergrösserten dann noch die Weide, damit sich Marias Kühe wieder am frischen Gras gütlich tun können, und das Spektakel wiederholte sich: Kaum hatten wir uns zum unteren Ende der Weide begeben, wo wir den Zaun erweitern würden, schoss die ganze Herde auf uns zu, denn jedes Tier wollte als erstes vom frischen Gras kosten. Naja, wer kann es ihnen verdenken? Ähnliche Szenerien erlebt man doch in den Pauschalferien, wenn abends im Restaurant das Buffet eröffnet wird. 🙈😅 In diesem Sinne: Bun Appetit.

Ach, Lumpi!

Lumpi und ich – eine Hassliebe

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